Vortrag über Hospizarbeit in Klassenstufe 9

Im Rahmen des evangelischen Religionsunterrichtes hatten die Schülerinnen und Schüler zusammen mit Frau Fuchs über „Sterben“, „Tod“ und „Trauerbegleitung“ gesprochen und sich elementaren Fragen des Lebens gewidmet: Was will man im Leben erreichen? Was ist mir im Leben wichtig? Was wünsche ich mir für meine Zukunft? Warum gibt es Leid? Wie gehe ich mit Sterbenden bzw. dem Tod um? So erschien es logisch, sich einmal mit einem Experten auszutauschen.

Auch wenn man oft höre, dass „das Sterben zum Leben gehöre“, so sei doch immer noch eine große Scheu bei diesem Thema vorhanden, begann Frau Ute Seibert, Leiterin des Fliedner Hospizes in Neunkirchen, ihren Vortrag und dankte für die Einladung ans Gymnasium am Krebsberg. Um für das Thema „das Sterben gehört zum Leben dazu“ zu sensibilisieren, startete sie mit der Vorstellung des folgenden Gedichtes von der Vorreiterin der Hospizbewegung Hilde Domin zum Thema Tod:

Unterricht

Jeder der geht
belehrt uns ein wenig
über uns selber.
Kostbarster Unterricht
an den Sterbebetten.
Alle Spiegel so klar
wie ein See nach großem Regen,
ehe der dunstige Tag
die Bilder wieder verwischt.

Nur einmal sterben sie für uns,
nie wieder.
Was wüssten wir je
ohne sie?
Ohne die sicheren Waagen
auf die wir gelegt sind,
wenn wir verlassen werden.
Diese Waagen, ohne die nichts
sein Gewicht hat.

Wir, deren Worte sich verfehlen,
wir vergessen es.
Und sie?
Sie können die Lehre
nicht wiederholen.

Dein Tod oder meiner
der nächste Unterricht:
so hell, so deutlich,
dass es gleich dunkel wird.

Anhand des Gedichtes erklärte Frau Seibert eindrücklich, wie der Tod Teil des Lebens ist und man sich nicht vor ihm drücken könne. Umso wichtiger sei es, sich daher mit ihm auseinanderzusetzen, Strebende zu begleiten, ggf. ihre Garstigkeit zu verzeihen und von Sterbenden auch zu lernen – beispielsweise das, was in Zukunft vielleicht auf uns selbst zukommt. Ebenso müsse man jeden Menschen achten und es auch akzeptieren, dass dieser sich durch die Diagnose einer todbringenden Krankheit verändern kann. Eine Verhaltensänderung zu akzeptieren, könne Freunden und Familienmitgliedern schwer fallen, weil der geliebte Mensch plötzlich so anders ist und „aus der Rolle falle“, so Seibert.

Ferner habe jeder Bewohner, so nennt Frau Seibert die Sterbenden, oberste Priorität bei jeder Entscheidung in der Hospizarbeit. Er darf beispielsweise entscheiden, was, wann und ob er essen möchte, wie lange er schlafen will und ob er Besuch empfängt oder nicht. In vielen Hospizen ist es daher üblich, dass Besuch klingelt und sich beim Personal anmeldet. Dieses fragt dann bei dem zu besuchenden Bewohner nach. Stimmt dieser zu, steht einem Treffen nichts mehr im Wege. Privatsphäre, aber auch Selbstbestimmung des Bewohners sollen dadurch gewährt werden. Und genau das geschieht in der Hospizeinrichtung in Neunkirchen. Sechszehn Bewohner können hier stationär unterkommen und werden palliativ-pflegerisch aus einem Team von Pflegekräften, Mitarbeitenden für die Hauswirtschaft, ehrenamtlichen Mitarbeitern und drei Hausärzten betreut. Eine psychosoziale Begleitung ist ebenfalls möglich.

Ein großes Anliegen war Frau Seibert, alle zu ermutigen, Sterbende nicht alleine zu lassen. Sie riet auch, den Toten nach seinem Tod anzufassen. Dieses Übergangsritual helfe, die Wirklichkeit des Tods im besten Sinn des Wortes zu begreifen und der Trauer ihren Fluss zu lassen.

Herzlich bedankten sich Schülerinnen und Schüler sowie Frau Fuchs mit einer kleinen Aufmerksamkeit bei Frau Seibert für ihren motivierten und authentischen Vortrag.